Schon zum vierten Mal in Folge verbrachten wir in diesem Jahr unsere Herbstferien bei einer Mehrtageswanderung in den Schweizer Bergen. Nach dem Abstecher in die Innerschweiz und ins Berner Oberland im vergangenen Jahr, wollten wir in diesem Jahr wieder etwas 'der Nähe nach' und haben uns für eine Tour durch den Kanton Graubünden entschieden. Es gab einige Wanderungen und Orte die ich schon länger im Hinterkopf hatte und die ich unbedingt in diese Tour integrieren wollte - zum Beispiel die Wanderungen über den Tomül- und über den Septimerpass oder ganz generell das Engadin sowie die Alp Flix.
Mit all diesen Orten im Hinterkopf kam ich mit der Planung für einmal recht flott voran, da ich mehr oder weniger die ganzen Orte nur noch möglichst sinnvoll miteinander verbinden musste. Zum ersten Mal hatte ich in diesem Jahr auch einen offiziellen Ruhetag mit eingeplant (man wird halt älter...😜) - und so ergab sich zusammen mit den An- und Abreisetagen, an denen wir ebenfalls noch kurze Wanderungen unternahmen, ein 2-wöchiges Wanderabenteuer der Extraklasse... zur Nachahmung wärmstens empfohlen 😊
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1. Tag: Zerfreila - Gadastatt (Vals)
Als Startort für die diesjährige Tour hatte ich mich recht schnell für Vals entschieden. Vals ist zum einen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, zudem hatten wir die Wanderung über den Tomülpass ins Safiental schon länger im Auge und zu guter Letzt ist es in Vals einfach schön... genug der Gründe also.
Wir hatten uns für den Anreisetag keine lange Wanderung vorgenommen, da die nächsten Tage noch streng genug werden würden - lockeres Einlaufen also... wir sind deshalb direkt mit dem Postauto bis nach Zerfreila gefahren und haben uns dort im Restaurant Zerfreila zur Stärkung nach der langen Anreise zuerst mal einen feinen Burger gegönnt. Für den berühmten Blaubeerkuchen war dann leider kein Platz mehr - den probieren wir beim nächsten Besuch, versprochen!
Was wir durch die Fahrt mit dem Postauto verpasst haben, ist übrigens eine wirklich empfehlenswerte Wanderung auf dem alten Säumerpfad durch eine wildromantische Waldlandschaft. Am Anfang der Wanderung (direkt beim grossen Parkplatz der Gadastatt-Gondelbahn) findet man eine Broschüre über den alten Zerfreilaweg, in welchem die vielen historischen Orts- und Flurnamen entlang des Weges beschrieben sind. So fühlt man sich tatsächlich ein bisschen wie ein Säumer aus längst vergangener Zeit...
Wir starteten aber wie gesagt dieses Mal direkt in Zerfreila. Kurz nach dem Start kommt man bereits zur wirklich eindrücklichen Staumauer und überquert diese. Von der Staumauer aus hat man eine wunderbare Aussicht über den See zum prägnanten Zerfreilahorn. Nach der Staumauer geht es dann zuerst einmal ziemlich steil aufwärts... zum Glück aber nur relativ kurz - direkt nach einem Burger ist das ein ziemlicher fieser Start in den Wandertag. Dafür hat man schon relativ bald eine wirklich schöne Aussicht über die Staumauer und den ganzen See.
Kurz nach dem steilen Aufstieg hatten wir dann noch das Glück auf einen Alpabzug zu treffen. Ein Bild von einem Alpabzug auf einer Staumauer schiesst man schliesslich nicht alle Tage... wirklich eindrücklich wie klein die Kühe auf der grossen Staumauer aussehen...
Die Wanderung von Zerfreila nach Gadastatt dauert ca. 1h30 und man muss - abgesehen vom beschriebenen steilen Stück - nur wenig Höhenmeter überwinden.
Kurz nach dem steilen Aufstieg gelangt man bereits nach Frunt mit der 1754 erbauten Kapelle St. Anna. Von hier hat man noch einmal einen tollen Ausblick zurück auf den Stausee bevor es dann über Moorlandschaft und Alpweiden Richtung Gadastatt zu geht.
In Gadastatt läuft man am Bergrestaurant natürlich nicht vorbei. Auf der schönen Terrasse kann man noch einmal etwas Sonne tanken und das selbst gebraute Gadastattbier probieren oder einen Hauskaffee geniessen, bevor es dann mit der Gratis (!) Gondelbahn hinunter nach Vals geht. Übernachtet haben wir im Hotel Valserhof, von wo aus man eine wunderschöne Aussicht über die Steindächer von Vals hat.
2. Tag: Vals - Tomülpass - Turrahus (Safiental)
Am nächsten Morgen starteten wir nach einem ausgiebigen Zmorge also endgültig in unser Wanderabenteuer und mit knapp 1200 Höhenmetern war es gleich ein zünftiger Start. Und das wurde uns auch bereits nach wenigen Minuten bewusst, denn es ging vom Hotel weg direkt steil durch den Wald bergauf. So brachten wir die ersten Höhenmeter rasch hinter uns und hatten bald einen schönen Ausblick zurück auf Vals. Noch hingen die Nebelschwaden tief, doch der Wetterbericht hatte baldige Besserung vorausgesagt und so sollte es dann auch kommen.
Nach knapp 2 Stunden hatten wir das steilste Stück des Tages dann bereits hinter uns gebracht und hier lockerte sich auch schon langsam der Nebel und die Sonne zeigte sich ein erstes Mal. Der Weg ging nun nicht mehr ganz so steil in Richtung Riedboda, einer wirklich schönen Hochebene mit einem Netz von mäandernden Wasserwegen und einer grossen Herde friedlich grasender Kühe. Eine Rast war hier natürlich Pflicht, weil es einfach viel zu schön war um hier einfach so vorbei zu laufen. Und so genossen wir die schöne Aussicht und schauten den Kühen zu.
Nach der Rast ging es zuerst der Hochebene entlang und dann wieder bergauf Richtung Alp Tomül. Wir mussten immer mal wieder kurz stehen bleiben um auf die schöne Hochebene zurückzuschauen - was für ein schöner Ausblick , gerade auch mit den schönen Herbstfarben die sich schon langsam unter das Grün mischen.
Schon bald liessen wir den Riedboda dann aber hinter uns und sahen vor uns schon die Alp Tomül.
Von Vals bis zur Alp Tomül brauchten wir etwa 2 3/4 Stunden und bis hierhin ging es durchwegs über wunderschöne Wanderwege. Die letzte knappe Stunde bis auf den Tomülpass geht es dann allerdings noch einem kleinen Fahrsträsschen nach und auch wenn der Weg Richtung Pass nicht mehr wirklich steil ist, so zieht er sich am Schluss doch noch etwas dahin. Das lag vermutlich daran, dass es unser erste Wandertag war und ich die ersten gut 1000 Höhenmeter so langsam spürte. Vermutlich hätte ich vor der Tour doch noch etwas mehr für meine Fitness tun sollen... ein Gedanke, der mir in den nächsten Tagen noch das ein oder andere Mal durch den Kopf gehen würde... 🤔😁
Nach ca. 3 1/2 Stunden waren wir dann aber endlich auf dem 2'412 Meter hohen Tomülpass, dem ersten Pass unserer Tour. Grund genug für einen ersten Gipfelschnapps. Den gönnen wir uns üblicherweise nicht nur auf einem Gipfel, sondern immer auf dem höchsten Punkt einer Tour... oder wenn uns halt grad danach ist 🤪
Vom Pass hatten wir einen wunderschönen Ausblick über das Safiental hinweg auf die Grauhörner und hier sahen wir auch bereits, wo wir dann am nächsten Tag durchlaufen würden, nämlich rechts an den imposanten Grauhörnen vorbei.
Jetzt ging es aber zuerst hinunter ins Safiental, wo wir im Berggasthaus Turrahus übernachteten. Das Gasthaus liegt direkt am Wanderweg und bietet einfache kleine Zimmer mit Etagendusche. Wer lieber etwas mehr Komfort möchte, läuft beim Turrahus noch ca. 10 Minuten weiter und übernachtet im Gasslihof.
3. Tag: Turrahus (Safiental) - Alperschällilücke - Sufers
Der nächste Morgen begrüsste uns mit strahlendem Himmel und dem ersten Bodenfrost. Das sah zwar schön aus, fühlte sich aber ziemlich kühl an um meine nackten Beine. Ein erstes Mal fragte ich mich, ob die Wahl einer kurzen Wanderhose eine Gescheite war... 🤔
Für heute würde es mir aber nicht lange kalt bleiben um die Beine und auch sonst nicht, denn die Wanderung über die Alperschällilücke stand an. Auch heute waren wieder über 1000 Höhenmeter zu überwinden, idealerweise verteilt auf nur ca. 3 Kilometer... ja, es war steil! 🥵
Und bald kam auch schon die Sonne über den Berg und wärmte uns zusätzlich - was war ich froh... 😉
Im unteren Teil des Aufstieges verlief der Weg grösstenteils noch über Wiesen, mit der Zeit wurde es dann aber immer steiniger - und auch wenn man zwischendurch die Hände etwas zur Hilfe nehmen musste, war der Weg trotzdem jederzeit gut.
Nach etwa 2 1/2 Stunden und schon über 700 Höhenmetern kamen wir dann an einen wunderschönen kleinen See, an dem wir eine Rast machten. Die Grauhörner, die wir am letzten Tag noch von weit weg gesehen hatten, waren nun plötzlich ganz nah. Wie eindrücklich!
Von dem kleinen See ging es dann nicht mehr ganz so steil, dafür grösstenteils über grosse Felsbrocken hinweg die letzten knapp 300 Höhenmeter hinauf zur Alperschällilücke auf 2'614 Metern, die wir nach weiteren ca. 45 Minuten erreichten.
Leider war der grösste 'Chrampf' des Tages damit noch nicht geschafft, denn nun galt es noch den Abstieg nach Sufers mit über 1200 Höhenmetern abwärts zu meistern. Schöne Grüsse an die Knie... 😉
Zum Glück war der Weg hinunter nicht ganz so steil wie der hinauf. Trotzdem brauchten wir für den Abstieg fast gleich lang wie für den Aufstieg. Dem schönen Wetter zuliebe und auch um unseren Füssen etwas Erholung zu gönnen, machten wir auch immer wieder mal kurz Pause - pressant hatten wir es ja zum Glück nicht.
Die Wanderung über die Alperschällilücke war zwar streng und mit über 6 Stunden Marschzeit auch ziemlich lang, aber gerade aufgrund des sich ständig ändernden Landschaft und vorbei an den imposanten Grauhörnern wirklich eindrücklich.
Alternative wäre die Route vom Safiental über den Safierberg nach Splügen gewesen, den ich vermutlich gewählt hätte, wenn das Wetter schlechter gewesen wäre. Da uns aber - wie meist - das Wetterglück hold war, war es genau die richtige Routenwahl.
Übernachtet haben wir im Hotel Seeblick in Sufers. Der Blick auf den Sufnersee ist zwar tatsächlich schön, leider geht aber auch die viel befahrene Autostrasse auf den San Bernadino direkt vor dem Hotel vorbei. Unter diesem Aspekt war die Wahl eines Zimmers mit Seeblick vielleicht nicht die klügste... 🤔😆
Ganz so schlimm war es dann aber doch nicht mit dem Verkehrslärm und Preis/Leistung war wirklich mehr als fair und auch das Essen war sehr gut.
4. Tag: Rofflaschlucht - Cröt (Avers)
Der nächste Tag startete mit einer kurzen Fahrt mit dem Postauto von Sufers bis zur Rofflaschlucht. Hier gab es noch einmal einen Kaffee, bevor wir uns auf den Weg Richtung Avers machten. Auch heute hatten wir wieder gut 1000 Höhenmeter auf dem Programm und mit 18 Kilometern war es zudem die längste Etappe der gesamten Tour. Nach den zwei strengen Etappen zu Beginn, waren die Beine zugegebenermassen etwas schwerer als auch schon und so waren wir froh, dass es nach einem kurzen Anstieg zu Beginn dann zuerst einmal etwas geradeaus ging, auch wenn wir dabei kurz der Autobahn entlang mussten.
Schon bald überquerten wir aber die Averser Brücke und von hier verlief der Wanderweg wunderschön durch den Wald dem Averser Rhein entlang - ein wirklich schönes Wegstück. Immer wieder führte der Weg ganz nahe an den Fluss mit seinem klaren Wasser, was uns zum ein oder anderen Fotostopp nötigte.
Beim Bodhi Camping überquerten wir den Fluss und kamen in den als Boulderparadies bekannten 'Magic Wood'. Ein wirklich schöner Wald in dem viele riesige Felsbrocken rumliegen, an denen die Kletterer eben 'Bouldern'. Offenbar gehört der Magic Wood zu den beliebtesten Destinationen fürs Bouldern weltweit und entsprechend viele Kletterer waren denn auch zugegen und wir nahmen uns etwas Zeit um zuzuschauen.
Nach ca. 1 1/2 Stunden waren wir bereits auf der Höhe von Ausserferrera, welches auf der anderen Flussseite wunderschön zu sehen war. Kurz später überquerte der Weg wiederum den Fluss und nun folgte das einzige weniger schöne Teilstück des Tages, denn es ging nun für ca. 20 Minuten der Strasse entlang. Kurz vor Plan Davains hatten wir dieses Wegstück dann aber bereits überstanden und der Weg wechselte abermals die Flussseite.
Von hier ging es nun in ständigem Auf und Ab meist durch wunderschöne Wälder an Innerferera vorbei und immer weiter auf der alten Averserstrasse talaufwärts. Zum Glück war der Weg wirklich schön und abwechslungsreich, denn so langsam sehnte ich unser heutiges Etappenziel herbei und ich glaube das ging nicht nur mir so...
Nach einer Wanderzeit von etwa 6 Stunden sind wir dann endlich am Etappenziel in Cröt angekommen, wo wir im Gasthaus Walserstuba übernachtet haben. Selten war ich so froh, endlich am Ziel zu sein... 🥵
Wir waren an diesem Abend die einzigen Gäste und wurden vom Wirtepaar Simon und Steffi aber mal so richtig verwöhnt. Ein wunderbares Abendessen, eine gute Flasche Wein, spannende Gespräche... und die Strapazen des Tages waren schnell vergessen - und zurück bleibt nur die Erinnerung an einen weiteren wunderschönen Wandertag.
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