Herbst 2022: Mehrtageswanderung Graubünden - Teil 2

Teil 1 unserer Wanderabenteuers verpasst? Diesen findest du hier.

5. Tag: Cröt (Avers) - Juf (14.09.2022)

Flussüberquerung bei Cresta im Avers

Ich muss zugeben, so wahnsinnig gerne verliess ich die Walserstuba am anderen Morgen nicht und das lag  nicht nur an Steffi, der bildhübschen kolumbianischen Dame des Hauses. Die letzten 3 Tage hatten ihre Spuren hinterlassen und das Aufstehen fiel uns nicht mehr ganz so leicht wie noch die Tage zuvor. 

Zum Glück hatte ich das aber vorausgesehen und hatte für die nächsten 2 Tage etwas kürzere Touren geplant. Um die 3 1/2 Stunden würden wir heute für die knapp 11 Kilometer bis nach nach Juf benötigen und dabei nur knapp 700 Höhenmeter zu bewältigen haben. Nach den letzten Touren also schon fast ein Spaziergang. Das war für den heutigen Tag  gerade richtig, zumal auch das Wetter nicht mehr so gut war wie in den vergangenen Tagen. Der Wetterbericht hatte starke Regenfälle angesagt, zum Glück erst für die nächste Nacht. Aber die dunklen Wolken am Himmel liessen erahnen, dass es wohl auch tagsüber bereits den ein oder anderen Regenguss geben könnte. 

Kreuzotter im Avers

Der Weg folgte von Cröt weg wieder der alten Averserstrasse, der wir am vergangenen Tag bereits länger gefolgt waren. Unterwegs hatten wir das Glück, eine Kreuzotter zu sehen. Also zumindest ich fand, dass das Glück war, denn eine Kreuzotter sieht man nun wirklich nicht alle Tage. Carmens Gesichtsausdruck hingegen liess erahnen, dass sie auf diese Begegnung wohl lieber verzichtet hätte 😱

 

So ging es knapp eine Stunde lang durch den Wald bergauf, bis wir auf der anderen Flussseite Cresta sehen konnte. Von hier ging es wieder abwärts bis nach Pürt, wo wir den Averser Rhein überquerten und uns im Hoflädeli mit Proviant in Form von Käse und Salsiz eindeckten.

Regnerisches Avers

Die Baumgrenze hatten wir mittlerweile hinter uns gelassen und somit auch den schützenden Wald und der auffrischende Wind liess nun keine Zweifel mehr offen: heute würden wir es vermutlich nicht ohne Regen bis nach Juf schaffen. Und bald schon kam es wie es kommen musste und das Unvorstellbare trat ein: Wir mussten unserer Regenjacken anziehen! Es war jetzt kein Starkregen - eher ein Nieseln - und nach einer knappen halben Stunde hörte es auch schon wieder auf. Aber dennoch: wir hatten unsere Regenjacken an. Zumindest dieses eine Mal... es sollte für den Rest der Tour nicht wieder vorkommen... 😇

Unterwegs im Avers
Unterwegs im Avers
Unterwegs im Avers
Chillende Kühe
Neugieriges Murmeltier
Juf im Avers

Bald schon konnten wir Juf sehen, unser heutiges Tagesziel.

Juf ist mit 2126m die höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung in der Schweiz und auch eine der höchstgelegenen in ganz Europa.

Übernachtet haben wir hier im Gasthaus Alpenrose und auch hier wurden wir so richtig verwöhnt. Das Abendessen in der gemütlichen Gaststube war ausgezeichnet und auch zum Frühstück verwöhnte uns der Chef höchstpersönlich mit allem was das Herz begehrt.  

 

Juf im Avers

Zwei Tage waren wir jetzt im Avers unterwegs. Zwei Tage mit tollen Landschaften, auf wunderschönen Wanderwegen und spannenden Begegnungen in wirklich empfehlenswerten Gasthäusern, in denen man sich auf Anhieb wie zuhause fühlt... im Avers waren wir ganz bestimmt nicht zum letzten Mal!

Wanderung von Cröt nach Juf im Avers

6. Tag: Juf - Fuorcla da la Valletta - Bivio (15.09.2022)

Morgenstimmung in Juv im Avers

Der nächste Morgen begrüsste uns weitaus freundlicher, als es der Wetterbericht hätte erahnen lassen und so konnten wir von unserem Zimmer aus diesen wunderbaren Ausblick über die Steindächer von Juf hinweg geniessen. Wie angekündigt hatte es in der Nacht ziemlich stark geregnet und ich hatte die Befürchtung, dass die Wolken am Morgen noch etwas tief hängen würden. Dem war zum Glück nicht so. 

 

 

Juf im Avers
Blick von Juf ins hintere Avers

Unser Tagesziel heute war Bivio, die Perle am Julier. Wir hatten für einmal die Wahl zwischen zwei Routen, die bezüglich Distanz und Höhenmetern fast identisch waren. Die eine Route führte direkt von Juf aus aufwärts über den Stallerberg, die andere folgte noch für ca. 45 Minuten dem Jufer Rhein und dann über die Fuorcla da la Valletta.  Für diese Route haben wir uns dann auch entschieden, da wir es zum Start einer Tour gerne noch etwas gemütlich haben und froh sind, wenn es nicht gleich steil bergauf geht. 

Jufer Rhein bei Juf im Avers

Die ersten Kilometer dem Jufer Rhein entlang und tiefer in dieses wirklich wunderschöne Tal hinein waren wirklich traumhaft. Unsere Routenwahl war also sicher keine schlechte. Zudem hatten wir mit ca. 3 1/2 Stunden auch heute nochmals eine eher kurze Tour vor uns. Wir hatten also überhaupt keine Eile und so trödelten wir auf diesem ersten Stück etwas vor uns hin, genossen die schöne Landschaft und schauten auch immer mal wieder zurück auf das kleine Juf.

Blick zurück auf Juf
Unterwegs auf die Fuorcla da la Valletta - Blick zurück auf Juf

Irgendwann war es dann aber vorbei mit der Gemütlichkeit und es ging auf schönem Weg im Zickzack und nie übermässig steil die 500 Höhenmeter aufwärts zur Fuorcla da la Valletta. Ein kurzes Stück vor der Fuorcla zweigt rechts ein Weg ab, der zur Forcellina und von dort weiter zum Septimerpass führt. Diesen würden wir dann am nächsten Tag von Bivio her auf unserem Weg nach Maloja überqueren - der heutige Abstecher nach Bivio war also so gesehen eigentlich ein unnötiger Umweg. Aber wenn man zwei Wochen zu Fuss unterwegs ist, gibt es irgendwie keine Umwege... 

Die Fuorcla da la Valletta auf 2586 Metern über Meer

 

Der Aufstieg auf die Fuorcla da la Valletta auf 2586m dauerte ca. 1 Stunde. Und auch wenn es nur 500 Höhenmeter waren, einen Gipfelschnapps hatten wir uns natürlich trotzdem verdient. 

 

 

Kleiner See bei der Fuorcla da la Valletta

 

Kurz nach der Fuorcla gab es einen kleinen See, an dem wir eine kurze Rast machten. Ein Stück weiter unten würden wir dann noch am viel grösseren Leg Columban vorbeikommen und unsere Mittagsrast wollten wir erst dort machen. Aber wie gesagt hatten wir es heute überhaupt nicht pressant und dieser Ort war viel zu schön, um einfach daran vorbei zu laufen. Und schliesslich hat man ja auch Ferien - also geniessen wir es 😊

Kleiner See bei der Fuorcla da la Valletta
Kleiner See bei der Fuorcla da la Valletta
Ausblick auf den Leg Columban

 

Nach der kurzen Pause ging es weiter und schon bald konnten wir weiter unten den Leg Columban und dahinter Richtung Julierpass sehen. Was für ein Panorama... 😍

Leg Columban zwischen Fuorcla da la Valletta und Bivio

 

Am See angekommen machten wir dann unsere geplante Mittagsrast und genossen einmal mehr das schöne Wetter, die Aussicht und das spannende Wolkenspiel. 

Leg Columban auf dem Weg nach Bivio
Unterwegs von der Fuorcla da la Valletta Richtung Bivio
Blick auf Bivio, die Perle am Julier

Von der Fuorcla da la Valletta bis nach Bivio ging es rund 850 Höhenmeter abwärts, was  - ohne unsere zahlreichen Pausen - knapp 2 Stunden dauerte. 

 

In Bivio haben wir im Hotel Post übernachtet. Das Hotel ist eigentlich ganz schön und wir wurden sogar noch in eine bessere Zimmerkategorie upgegradet. Allerdings liegt das Hotel an der Strasse und zudem direkt am Dorfausgang, wo alle Autos nach der 30-Zone wieder Gas geben. Und so ein bisschen Verkehr gibt es am Julier dann halt doch, unser Schlafzimmerfenster blieb deshalb für einmal zu über die Nacht. Bei einem nächsten Mal würden wir uns deshalb wohl für das Hotel Solaria entscheiden, da es von der Strasse etwas zurückversetzt liegt und somit sicherlich ruhiger ist. 

Wanderung von Juf über die Fuorcla da la Valletta nach Bivio

7. Tag: Bivio - Septimerpass - Pass Lunghin - Maloja (16.09.2022)

Unterwegs von Bivio auf den Septimerpass

Nach den zwei Erholungstagen mit etwas kürzeren Touren stand heute wieder eine längere Etappe nach Maloja im Engadin auf dem Programm - und das war auch gut so, denn wir fühlten uns fit wie nie und bereit für die jede Herausforderung. Dass es nicht schaden kann, auf einer Weitwanderung auch mal etwas kürzere Tage oder sogar einen Ruhetag einzubauen, haben wir auf unseren letzten Touren gelernt. Es ist unglaublich wie fit man sich nach ein bisschen Erholung fühlt und wie leicht es auf einmal wieder Bergauf geht. 

 

 

Unterwegs von Bivio auf den Septimerpass

Von Bivio aus starteten wir Richtung Septimerpass. Die letzten herumziehenden Wolkenfetzen boten uns wunderschöne Lichtstimmungen und obwohl der Weg auf den ersten Kilometern einem kleinen Fahrsträsschen folgte, genossen wir die schöne Landschaft und die Herbstsonne.  Was für eine wunderschöne Gegend... 😍

 

Wunderbare Landschaften auf dem Weg zum Septimerpass
Wunderbare Landschaften auf dem Weg zum Septimerpass
Die Hochebene Plang Camfer auf dem Weg zum Septimerpass

 

Nach etwa einer Stunde erreichten wir die wunderschöne Hochebene Plang Camfer. Der kleine Bach Eva dal Sett sucht sich schlängelnd den Weg durch das herbstgoldene Gras in dem die Kühe friedlich grasen. Ein Ort an dem man gerne noch etwas verweilen würde, aber wir hatten erst gerade eine erste kurze Pause hinter uns und wollten weiter auf den Septimerpass, den ersten von zwei Pässen am heutigen Tag. 

Hochebene Plang Camfer auf dem Weg zum Septimerpass

 

Der Wanderweg verläuft hier weiter dem Fahrsträsschen entlang, bevor er dann am Ende der Ebene aber endlich von diesem abzweigt und für die letzten knapp 200 Höhenmeter durch das herbstliche Gelände zum Septimerpass ansteigt. 

Septimerpass auf 2310m

Den Septimerpass erreichten wir nach gut 2 Stunden und genau zusammen mit einer der noch herumschwirrenden Wolken. Umso eindrücklicher dann der Blick auf die andere Seite des Passes, als sich die Wolke kurze Zeit später wieder verzog. Was für ein Ausblick man von hier hat ins Bergell und die dahinter liegende Bergwelt.

 

Den ersten Gipfelschnapps des Tages hatten wir uns mehr als verdient und ebenso eine weitere kurze Pause, bevor es dann noch einmal gut 300 Höhenmeter weiter aufwärts bis zum Pass Lunghin gehen würde. 

 

Vom Septimerpass könnte man auch hinunter ins Bergell und von dort wieder aufwärts nach Maloja wandern, was bezüglich Höhenmetern und Distanz keinen grossen Unterschied machen würde. Wir haben unserer Aufwärtsmeter aber lieber am Stück, weshalb wir uns für die Route über den Pass Lunghin entschieden. 

Der Septimerpass mit Blick ins Bergell
Blick vom Septimerpass ins Bergell
Zwischen Septimerpass und Pass Lunghin
Pass Lunghin mit Dreifachwasserscheide auf 2645 m

 

Nach einer weiteren Stunde erreichten wir den Pass Lunghin auf 2645 m. Dieser ist ziemlich bekannt, weil es hier die einzige dreifache Wasserscheide Europas gibt, was wirklich eindrücklich ist. Fällt hier ein Tropfen Regen hat er die Wahl, ob er über den Inn und die Donau ins Schwarze Meer, über den Rhein in die Nordsee oder via Po ins Mittelmeer fliessen möchte. Die Qual der Wahl also für den armen (Regen)-Tropf.

 

 

Dreifach Wasserscheide auf dem Pass Lunghin
Aussicht vom Lunghinsee ins Bergell

Unser Ziel heute war aber weder das Mittelmeer, noch die Nordsee oder das Schwarze Meer, sondern Maloja am Silsersee. Zuerst machten wir allerdings noch eine Mittagsrast am Lunghinsee, der als Quelle des Inn gilt. Hier machten wir ein erstes Mal Bekanntschaft mit dem angekündigten Kälteeinbruch, denn der Wind pfiff uns hier ziemlich fies um die Ohren und so suchten wir uns einen geschützen Platz hinter einem grossen Fels für unsere Rast. Bereits am nächsten Tag würde hier Schnee liegen, wir hatten also Glück, dass wir nicht einen Tag später unterwegs waren. 

Blick ins Bergell

 

Vom Pass Lunghin geht es noch knapp 900 Höhenmeter abwärts bis nach Maloja. Dank den atemberaubenden Aussichten ins Bergell und über den Silsersee ins Engadin ist der Abstieg aber auf jeden Fall mehr Genuss denn Qual und so machten wir auf dem Weg nach Maloja auch noch den ein oder anderen kurzen Halt um die schöne Gegend zu geniessen. Eilig hatten wir es ohnehin nicht, nur ins Sportgeschäft wollten wir wegen dem angekündigten Wintereinbruch in Maloja noch - Carmen brauchte eine Mütze und ich... ähm... lange Hosen ☺️❄️😱😂

Blick auf Maloja und über den Silsersee
Blick auf den Turm Belvedere in Maloja
Wanderung von Bivio über den Septimerpass und den Pass Lunghin nach Maloja

Ende von Teil 2 - hier gehts weiter zu Teil 3


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